Harz-Reise vom 25. bis 29.08.2019

 

Am Sonntagmorgen Ende August startete ein Bus der Firma Müller-Riedstadt mit Mitgliedern und Freunden des OGV Arheilgen bei hochsommerlichem Wetter in Richtung Norden. Ziel war der Harz, das größte Gebirge Norddeutschlands.

Zügig brachte Fahrer Andreas, dem OGV kein Unbekannter, über Autobahnen und Landstraßen – unterbrochen von einem willkommenen Frühstück am Bus – die Gruppe nach Goslar, der ersten Station der Reise, die um die Mittagszeit erreicht war.

Die alte Kaiserstadt im Harz war eine der bedeutendsten Städte des mittelalterlichen  Reichs und über ein Jahrtausend ein Zentrum des deutschen Erzbergbaus, was an zahlreichen Bauwerken heute noch zu erkennen ist. Nicht umsonst gehört die Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Bei einem Stadtbummel konnte man zahllose Fachwerkhäuser, oft mit üppigem Schnitzwerk, schöne Plätze und Kirchen bewundern.

Auf einer anschließenden Rundfahrt mit der Bimmelbahn mit informativen Erläuterungen wurde die reiche Geschichte der Stadt und ihrer Gebäude aus vergangenen Jahrhunderten erlebbar. Der großartige Marktplatz, das Rathaus, die Marktkirche mit den ungleichen Türmen und die imposante Kaiserpfalz seien hier nur als Beispiele genannt.

Nach der Fahrt durch die jetzt deutlich bergige Landschaft war am Nachmittag Wernigerode, im Land Sachsen-Anhalt gelegen, und das HKK Hotel Wernigerode erreicht, das die Arheilger die nächsten Tage beherbergte. Mit dem Reiseführer Wolfgang fand auch gleich ein Rundgang durch die „bunte Stadt am Harz“ statt.  Mit seinen guten Orts- und Geschichtskenntnissen vermittelte er einen ersten Eindruck der Stadt mit ihrem geschlossenen Stadtbild, den Fachwerkhäusern, dem Marktplatz und dem eindrucksvollen vieltürmigen historischen Rathaus. Von vielen Stellen bot sich ein Blick auf das hoch über der Stadt gelegene Schloss Wernigerode, dem „Neuschwanstein des Ostens“.

Am folgenden Montag stand eine Fahrt in den östlichen Teil des Harzes auf dem Programm. Zunächst fuhr der Bus jedoch durch die Außenbezirke und Gewerbegebiete Wernigerodes. Hier wurde in den letzten Jahren viele Industrie- und Gewerbebetriebe saniert, neue angesiedelt und neue Wohngebiete erschlossen, ein neuer Bürgerpark in der Nachfolge einer Landesgartenschau angelegt sowie unter anderem ein Luftfahrtmuseum errichtet. Offensichtlich wurde eine gute Mischung von unterschiedlichen Gewerbebranchen als auch zwischen Wohn- und Arbeitsstätten gefunden. Auch dieser Abstecher war interessant, nur von Historie und schöner Landschaft kann keine Stadt leben.

Danach ging es weiter auf kurvenreichen Landstraßen durch die schöne Harzlandschaft mit ihren Bergen, dichten Wäldern, aber auch weiten Höhen mit fantastischen Fernblicken. Durch zahlreiche Ortschaften wie den Luftkurort Schierke, der während der deutschen Teilung in einer Sperrzone lag und nur mit Passierschein betreten werden konnte, und der auch durch den berühmt-berüchtigten Kräuterlikör Schierker Feuerstein bekannt ist. Der Ort ist ein Zentrum des Wintersports und des Wandertourismus. Von hier sind die Berge des Hochharzes, wie der Wurmberg mit seinem Aussichtssturm und der Brocken, ganz nah.

Bei aller landschaftlichen Schönheit waren hier aber auch ziemlich erschreckende Bilder zu sehen. Durch den Klimawandel, die Trockenheit der letzten Jahre und der dadurch geförderte Borkenkäferbefall sind riesige Fichtenwälder abgestorben und  bieten ein trauriges Bild von toten Baumgerippen.

Weiter führte die Fahrt durch den kleinen Erholungsort Elend mit der kleinsten Holzkirche Deutschlands, und bald darauf zu den Stauseen im Bodetal. Durch Königshütte und Elbingerode, beides ehemalige Bergbaustädte, nach Rübeland mit seinen zwei Tropfsteinhöhlen, der Hermannshöhle und der Baumannshöhle, bei der – allerdings ohne Besichtigung – eine kurze Rast eingelegt wurde.

Danach ging es zur Rappbodetalsperre und über die höchste Staumauer Deutschlands (106 m hoch, 415 m lang). Parallel zur Mauer wird das Tal in rund 100 m Höhe von einer der längsten Seilhängebrücken der Welt überquert.

Kurz vor Thale ging es über Serpentinen hoch zum Hexentanzplatz. Der Sage nach feiern die Hexen hier in der Walpurgisnacht, bevor sie zum Brocken fliegen, um sich mit dem Teufel zu vermählen. Der riesige Parkplatz wird gesäumt von Andenkenbuden, Kiosken, Lokalen etc., bietet aber einen wunderbaren Blick vom Aussichtspunkt über das Bodetal mit seinen bizarren Felsformationen zur Rosstrappe, einem mächtigen Felsen mit einer ebenfalls sagenhaften Geschichte. Und eine großartige Aussicht auch auf die Stadt Thale und die weite Ebene.

Der Bus setzte die Fahrt entlang der Teufelsmauer fort, einer imposanten Sandsteinformation, die, wie könnte es im Harz anders sein, ihren Namen einer weiteren Sage verdankt.

Bald war Quedlinburg erreicht, ein weiterer Höhepunkt der Reise. Die Fachwerkstadt, UNESCO-Weltkulturerbe, mit über 1.200 denkmalgeschützten Bauwerken, die nach der Wende aufwendig restauriert wurden, gilt als „Wiege Deutschlands“. Vor genau 1000 Jahren wurde hier der Sachsenherzog Heinrich zum ersten deutschen König ausgerufen.

Nach einem kurzen Stadtrundgang zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten wie Marktplatz, Rathaus etc. konnte jeder nach eigenem Geschmack die Stadt erkunden. Zum Beispiel durch den Aufstieg auf den Schlossberg, der mit der romanischen Stiftskirche St. Servatius (Grablege von Heinrich und seiner Gemahlin Mathilde) ein sehenswertes Ensemble bildet. Leider war die Kirche und das sicher interessante Domschatzmuseum mit einer Ausstellung über König Heinrich I. an diesem Montag geschlossen. Aber ein Blick von der Terrasse auf die Stadt und die Umgebung entschädigte dafür.

Am Dienstag war ein Ausflug ins thüringische Nordhausen angesagt. Die Route führte über Elbingerode, das Bodetal, wieder über die Staumauer der Rappbodetalsperre, Blumenau, Ilfeld, streckenweise auch entlang den Gleisen der Harzquerbahn.

Die Stadt wirkt eher nüchtern, nach den Kriegszerstörungen ist von der ehemaligen Freien Reichsstadt nicht allzu viel übrig geblieben. Grund der Tour war auch eher der Besuch einer Kornbrennerei. Nordhausen hat auf diesem Gebiet eine jahrhundertealte Tradition.

An der Produktionsstätte des Nordhäuser Doppelkorns wurde die Gruppe von einem sachkundigen Mitarbeiter in Empfang genommen, der durch die heute auch als Museum dienende Anlage führte und viel Wissenswertes  über Geschichte der Firma und des Getränks im allgemeinen vermittelte. Es folgte eine Verkostung mit etlichen Varianten des Korns, mit sinnigen Trinksprüchen dargeboten. Natürlich war zum Abschluss noch die Gelegenheit, einige flüssige Mitbringsel zu erwerben.

Nach einem vorbestellten Mittagessen in einem nahegelegenen Lokal führte der Ausflug über die Harzhochstraße zum hübschen Erholungsort Tanne, auch er mit jeher bergmännischer Tradition. Hier wurde ein Stopp bei einem Hofgut (Uli’s Bio-Hofladen) eingelegt und nach Kaffee und Kuchen, begleitet von einem kleinen Gewitter sogar mit einem kurzen Regenguss, ging es zurück nach Wernigerode.

Wohl ein Höhepunkt jeder Harzreise ist natürlich eine Fahrt auf den Brocken, den mit 1.141 m höchsten Berg des Gebirges und ganz Norddeutschlands. Er ist erst seit der Wiedervereinigung wieder zugänglich, nachdem er für Ost- wie Westdeutsche lange Sperrgebiet war. Auf den Gipfel kommt man, sofern man nicht wandern will, nur mit der Brockenbahn. Und so fuhren die Arheilger am Mittwochvormittag von Wernigerode in einer zweistündigen Fahrt mit einem von einer Dampflok gezogenen Zug der  historischen Schmalspurbahn bergaufwärts. Es ging relativ gemächlich über den Ort Schierke voran, mit einigen Aufenthalten wie Wassertanken der Lokomotive und Halts auf Nebengleisen wegen talwärts fahrender Züge. Aber irgendwann kamen alle auf dem kahlen Gipfelplateau an, wo uns zwei Stunden Zeit zur Verfügung standen.

Auf dem Rundwanderweg um den Gipfel konnte man die verschiedenen Baulichkeiten (Brockenhaus, Wetterwarte, Funkanlagen etc.), aber auch die interessanten natürlichen Sehenswürdigkeiten wie Hexenaltar und Teufelskanzel mit ihrem sagenumwobenen Hintergrund erleben. Und eine wunderbare Aussicht weit ins Land genießen.

Nach einer kleinen Kaffeepause ging es wieder ins Tal.

Am folgenden Donnerstag wurde schon wieder die Heimfahrt angetreten. Sie führte wieder durch das Bodetal und  über die Staumauer der Rappbodetalsperre. In Hasselfeld stand als letzter Reiseprogrammpunkt der Besuch einer Köhlerei an, einem heute selten ausgeübten Handwerk. Die Anlage produziert heute noch Holzkohle, was uns von einem Köhlermeister fachkundig erläutert wurde. Sie ist mittlerweile aber auch Schauobjekt und zeigt in einem kleinen Museum Gegenstände zur Geschichte dieses uralten Wirtschaftszweigs.

Dann verabschiedete sich die Gruppe endgültig vom Harz und ab Nordhausen ging es auf der Autobahn in Richtung Göttingen und über Kassel brachte der Bus die Reisegruppe am späten Nachmittag wohlbehalten nach Arheilgen.

Es war eine schöne Reise bei schönem Wetter in eine schöne Landschaft.