Mercksche Kolonie

Herr Prof. Dr. Castritius, der sich schon seit vielen Jahren mit der Geschichte Arheilgens beschäftigt, referierte dieses Mal beim Obst- und Gartenbauverein Arheilgen über die sogenannte „Mercksche Kolonie.“ Zunächst entstanden in Darmstadt aus der heutigen EngelApotheke die ersten Fabrikgebäude der Fa. Merck. Da es auf dem Fabrikgelände bald keine Ausdehnungsmöglichkeiten mehr gab, da das Areal von der immer weiter wachsenden Stadt sukzessive eingeschlossen wurde, erwarb der pharmazeutisch-chemische Konzern im Norden der Stadt ein größeres Gelände und errichtete dort ab 1901 die sogenannte „neue Fabrik.“ Die eigentliche Standortverlegung fand dann etwa 1903/1904 statt. Die Gebäude in der Darmstädter Innenstadt wurden anschließend komplett abgerissen. Nur das Stammhaus erinnert noch heute an die Gründungszeit. Am nordwestlichen Ende des neuen Fabrikgeländes entstand etwa zur gleichen Zeit für die eigenen Fabrikarbeiter eine Wohnbausiedlung, die sogenannte „Mercksche Kolonie“, die aus 21 Häusern mit 24 Wohnungen bestand. Bezogen werden konnten die von Herrn Friedrich Pützer (Professor für Baukunst an der Technischen Hochschule Darmstadt) entworfenen Gebäude im Jahre 1906 von meist kinderreichen Arbeiterfamilien. Trotz massivem Widerstand seitens der Arheilger Bevölkerung, da man durch die Erhöhung der Schülerzahlen in den Arheilger Schulen einen enormen Anstieg der Gemeindekosten fürchtete. Ganz in der Nähe wurden zudem in einer firmeneigenen Gärtnerei Pflanzen gezogen und diverse Pflanzenschutzmittel getestet. Da solche Versuche im Laufe der Jahre immer strengeren, gesetzlichen Bestimmungen unterlagen und auch heute noch unterliegen, wurde diese Gärtnerei aufgegeben und die Pflanzungen durch die Feuerwehr verbrannt. Die Pläne zur Erweiterung der „Merckschen Kolonie“ mussten im Jahr 1913 endgültig verworfen und die bestehenden Gebäude Anfang 1970 komplett abgerissen werden. In einem regen Dialog tauschten am Ende des Vortrags die anwesenden Zuhörer mit Herrn Prof. Dr. Castritius eigene Erfahrungen und Gedanken aus. Unter anderem konnte sich der Eine oder Andere noch sehr gut an die in der „Merckschen Kolonie“ angelegten Nutzgärten sowie an die verschiedenen Wege, die zu dieser Arbeitersiedlung führten, erinnern. Manch ein Arheilger hatte zudem Klassenkameradinnen/Klassenkameraden aus diesem Teil von Darmstadt. Der Vorstand bedankt sich nochmals ganz herzlich bei Herrn Prof. Dr. Castritius für die interessanten Ausführungen. Auf diese Weise wird das Wissen rund um die Geschichte Arheilgens von der älteren Generation an die Jüngeren weitergeben. Ein großer Dank geht an dieser Stelle auch an die vielen Mitglieder des Obst- und Gartenbauverein Arheilgen, die den Vorstand bei seinem ersten Arbeitseinsatz im Gartenjahr 2018 tatkräftig unterstützt haben. Jetzt kann sich endlich der Frühling in seiner ganzen Pracht im Vereinsgarten ausbreiten.