OGV Arheilgen zu Besuch im Spreewald

Montagsfrüh begann für den Obst- und Gartenbauverein Arheilgen (OGV) mit dem Busunternehmen Müller-Riedstadt und 50 Reiselustigen eine Busreise ins Land Brandenburg. Kreislauftröpfchen (Sekt) weckten an einem Rastplatz sprichwörtlich die Geister genauso wie der frisch aufgebrühte Kaffee zusammen mit einem Stück leckerem Kuchen, von Busfahrer Sigfried (Sigi) Plötz gestiftet. Erst am Spätnachmittag konnten dann endlich, müde von der langen Fahrt, die Zimmer im Hotel Radisson Blu in Cottbus bezogen werden. Nicht nur an diesem Abend saßen noch einige der Mitreisenden gesellig auf der Gästeterrasse vor dem Hotel zusammen. Während der ganzen Woche verstand es Reiseführerin Christine immer wieder mit ihren Erzählungen für gute Stimmung im Bus zu sorgen. Dazu gehörten u. a. die etwas andere Version des Märchens Rotkäppchen und das tiefsinnige Kräuterhoroskop. Am Dienstag führte sie die Gruppe, gemeinsam mit Kollegin Ina, durch die 1156 erstmals urkundlich erwähnten, zweisprachigen (sorbisch/deutsch) Postkutscherstadt Cottbus mit einem ungewöhnlichen Wappentier, dem Krebs. Das Stadtbild wurde einst geprägt durch die Tuchmacher, die ganz Europa belieferten, den Braunkohleabbau sowie durch die Glasherstellung. 1995 veranstaltete Cottbus die erste Bundesgartenschau der neuen Bundesländer. Der Rundgang durch die größte Stadt der Lausitz mit ihren grünen Promenaden und Parkanlagen, den vielen Skulpturen, dem einladenden Altmarkt, den eindrucksvollen Bildern über das Leben in der Lausitz an so mancher Hauswand, den Tonbildern der Handwerker aus der DDR-Zeit sowie vielen weiteren Sehenswürdigkeiten fiel leider von oben recht feucht aus. Am Nachmittag, pünktlich zum Besuch des Ostdeutschen Rosengartens Forst (1913 für Kaiser Wilhelm II angelegt) lugte dann doch noch die Sonne aus den Wolken hervor. 2009 als Deutschlands schönster Park ausgezeichnet sowie im Sommer 2013 Gastgeber des Deutschen Rosenfestes vermittelte die Anlage zumindest einen ersten Eindruck von der zu erwartenden Schönheit der Rosenblüte, die leider noch nicht begonnen hatte. Highlight des Tages war das Grabmal des exzentrischen Gartengestalters Fürst Hermann von Pückler-Muskau und seiner Gattin Fürstin Lucie Muskau in Form einer begrünten Pyramide im wunderschön angelegten Fürst-Pückler-Park Branitz. Da er noch zu Lebzeiten verfügt hatte, dass dort nur das Herz die letzte Ruhe finden soll, wurde sein letzter Wille nach der Fertigstellung auch erfüllt. Die für Lucie bestimmte zweite Pyramide konnte allerdings erst lange nach beider Tod gebaut werden. Darum hatte man doch ihre sterblichen Überreste von einem Friedhofsgrab in seine Pyramide umgebettet. Die blutjunge Geliebte, eine Sklavin (Machbuba) aus Kairo, wurde auf dem Kirchfriedhof in Bad Muskau beerdigt.

Am dritten Tag führte Christine die Arheilger, zusammen mit ihrer Kollegin Birgit,  durch das „einstige Tor zu Schlesien“, die Filmstadt Görlitz. Den Beinamen „Görliwood“ hat sich die Stadt rechtlich schützen lassen. Viele bekannte Schauspielgrößen waren hier schon zu Dreharbeiten zu Gast, da nicht nur die eindrucksvollen historischen Altbauten vom Krieg verschont geblieben und dadurch für die Filmindustrie durchaus interessant sind. Manch einer probierte auch den spätgotischen Flüsterbogen aus. Man sagt ihm nach, wenn am einen Ende eine Botschaft geflüstert wird, versteht sie der Empfänger auf der anderen Seite der Konstruktion. Am nächsten Tag war es dann endlich so weit: Der Besuch des idyllischen Spreewaldes, dessen natürliche, in einem weitläufigen Netz führenden Fließe (Wasserläufe) der Sage nach das missglückte Werk des Teufels sind. In Wahrheit hatte sich aber in diesem einmaligen Biosphärenreservat durch das geringe Gefälle der Spree, die tatsächlich aus mehreren Quellen entspringt, ein 475 km² großes Binnendelta gebildet und steht heute unter der Schirmherrschaft der UNESCO. Nahe Burg, dem flächenmäßig größten Dorf Deutschlands, konnte die Gruppe, aufgeteilt auf zwei Kähne, dieses besondere Naturereignis erleben. Fortbewegt werden darf so ein Kahn nur nach alter Tradition durch das Staken mit dem Rudel. Und wenn man Glück hat, betätigt der singende Rentner eine der kleinen Schleusen. Im Anschluss an die Kahnpartie stand ein Besuch der Dorfkirche Straubitz auf dem Programm. Der Pfarrer selbst erläuterte die Entstehung der Kirche mit ihren zwei stolzen Türmen durch den Baumeister Karl Friedrich Schinkel. Zudem blieb noch genügend Zeit, die letzte produzierende „Dreifachwindmühle“ Europas mit Mahl-, Öl- und Sägemühle zu besichtigen. Bekannt ist der Spreewald jedoch nicht nur durch seine berühmten Gurken, sondern auch durch die großen Lein- und Meerrettichfelder. Daneben bilden riesige Rapsfelder zwischen den sattgrün anmutenden Wiesen und Wäldern leuchtendgelbe Farbtupfer. Leider musste die nostalgische Schmalspurbahn „Bimmelguste“ ihren Dienst bereits 1970 einstellen. Liebevoll restaurierte Originalteile erinnern jedoch noch heute an diese Bahnromantik. Einst wurden für die Verhüllungsaktionen des Künstlerehepaares Christo und Jeanne-Claude in Vetschau die Planen hergestellt. Auf Anfrage hatte der Bürgermeister des Ortes das Stück einer Originalplane an Hillary Clinton in die USA verschickt, für das sie sich mit einem persönlich unterschriebenen Brief bedankte. Des Weiteren hat die Gemeinde in Zusammenarbeit mit dem NABU ein großes Weißstorchzentrum aufgebaut, um mittels Videokamera und Mikrofon rund um die Uhr die Beobachtung der Störche für jedermann via Internet zu ermöglichen. Sehr interessant war am letzten Tag auch das zum UNESCO Kulturerbe zählende Schloss von Fürst Pückler mit seinem weitläufigen Parkgelände in Bad Muskau. Dort stehen neben vielen verschiedenen Pflanzen auch Zypressen mit unheimlich anmutenden Luftwurzeln. Zum Höhepunkt gehörte an diesem Tag der Zwischenstopp in dem wunderschön erblühten Azaleen- und Rhododendronpark Kromlau mit der einmaligen Rackotzbrücke über den Rackotzsee. Erschaffen von Friedrich Hermann Rötschke liegt die Besonderheit darin, dass durch die Form der Brücke und die Wasserspiegelung für den Betrachter ein in sich geschlossener Kreis sichtbar wird. Danach besuchte die Reisegruppe in Hornow noch die Confiserie „felicitas Chocolatier“ und wurde dort mit einer Schokoladenverköstigung ein klein wenig verwöhnt. Am Abend ließen dann bei einem leckeren Buffet alle gemeinsam eine interessante Fahrt gemütlich ausklingen.Vielleicht trägt ja unsere Berichterstattung dazu bei, dass die Fahrt unvergesslich bleibt und weckt bei dem einen oder anderen OGV-Mitglied die Reiselust. An dieser Stelle geht nochmals ein großer Dank an die OGV-Reiseorganisatorinnen Doris Petry sowie Else Hundsdorf, die leider aus gesundheitlichen Gründen dieses Mal nicht dabei sein konnte, für die doch recht aufwendige Vorbereitung. Einen herzlichen Dank auch an Busfahrer Sigi, der nicht nur mit seinen wertvollen Tipps zum guten Gelingen beigetragen hatte sowie an „Goldstück“ Andre Schmidt, der immer wieder geduldig für Getränkenachschub im Bus sorgte.

Anmerkung zum Schluss: Das berühmte Fürst-Pückler-Eis hat nur entfernt etwas mit dem Fürsten zu tun. Erfunden von seinem ehemaligen Koch, erhielt es den adeligen Namen nur aufgrund der damals besonders einzigartigen, kulinarischen Kreation. (Mehr Bilder demnächst)