Nachdem die letzte Reise des Obst- und Gartenbauvereins Arheilgen ins österreichische Salzkammergut führte, hatte man sich als Ziel der diesjährigen Herbstreise für die entgegengesetzte Richtung, für Ostfriesland, entschieden. Und so startete am Dienstagmorgen ein Bus der Fa. Müller-Riedstadt mit Mitgliedern und Freunden des OGV in das schöne Natur- und Kulturland im Norden Deutschlands. Fahrer war wieder „ein alter Bekannter“, der Pfälzer Jürgen Keller (nach nochmaliger Bekundung „kein Mannemer“).
Die Reiseroute führte über Autobahnen durch das Rheinland, vorbei am Ruhrgebiet, das Emsland und Landstraßen durch flaches grünes Weideland und kleinen Dörfern mit den für die Gegend typischen roten Backsteinhäusern. Und am späten Nachmittag war schließlich der Zielort Wiesmoor und das Hotel „Friesengeist“, unser Quartier für die nächsten Tage erreicht, in dem auch die Abendmahlzeiten eingenommen wurden.
Der erste Tagesausflug am Mittwoch führte nach Worpswede, dem berühmten Künstlerdorf im Teufelsmoor, wo bereits Ende des 19. Jahrhunderts bekannte Malerinnen und Maler des Jugendstils, des Impressionismus und Expressionismus wie Otto Modersohn, Paula Modersohn-Becker, Heinrich Vogeler und andere eine Künstlerkolonie gründeten. In gewollter Abgeschiedenheit abseits der großen Städte schufen sie bedeutende Werke, die heute in vielen namhaften Museen zu finden sind. Heute kann man noch ihre Wirkungsstätten, die Wohnhäuser, Ateliers, auch Museen und Sammlungen besuchen. Im Rahmen einer Führung wurden der Reisegruppe mit vielen Informationen über diese Zeit, den Ort, seine Bewohner und ihre Geschichte nähergebracht. Auch jetzt noch oder wieder ist das Dorf Lebensmittelpunkt zahlreicher Kunstschaffender.
Zweiter Höhepunkt des Tages war die Weiterfahrt in die Hansestadt Bremen. Mit dem OGV-Bus ging es auf eine Rundfahrt durch die Stadt mit ihren schönen Häuserfassaden und vielen Grünanlagen, mit zahlreiche Sehenswürdigkeiten, deren große Geschichte und kleine Geschichten uns eine Stadtführerin, die mit an Bord war, näherbrachte. Es schloss sich ein Rundgang zu Fuß wieder mit ortskundiger Führung durch das historische Stadtzentrum an, das mit seinen berühmten architektonischen Zeugnissen zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Das Rathaus, der Schütting (das Haus der Bremer Kaufmannschaft), die berühmte Rolandstatue, die Bremer Stadtmusikanten nicht zu vergessen, und vor allem der geschichtlich bedeutende St. Petri-Dom, einst die Kathedrale des mächtigsten Erzbistum in Nordeuropa bilden ein einzigartiges Ensemble.
Ein kräftiger Regenguss veranlasste die OGV´ler, den Rundgang schnell etwas abzukürzen und in den trockenen Bus zur Rückfahrt nach Wiesmoor zu flüchten, wo bereits das Abendessen wartete.
Am folgenden Donnerstag stand eine Fahrt zu der bekannten Meyer-Werft in Papenburg an der Ems, einem der weltweit bedeutendsten und größten Schiffsbaubetrieben, mit über 3.000 Mitarbeitern und einer über 200-jährigen Tradition an.
Im großzügigen Besucherzentrum erläuterte ein kompetenter Mitarbeiter mit einer Filmvorführung und mit einer eindrucksvollen Führung durch die Räume mit zahlreichen Modellen von hier gebauten Schiffen, darunter viele bekannte Kreuzfahrtschiffe (wie zum Beispiel die AIDA-Reihe) und bot auch Einblicke in die riesigen Fertigungshallen, darunter das größte Trockendock weltweit.
Der Nachmittag war dem Besuch der Stadt Leer vorbehalten, der mit ca. 35.000 Einwohnern drittgrößten Stadt Ostfrieslands, wo zunächst Zeit für die individuelle Erkundung des Ortes zur Verfügung stand. Die am Zusammenfluss von Ems und Leda gelegene Stadt verfügt über einen Seehafen und ist einer der größten Reederei-Standorte Deutschlands.
Ein Spaziergang entlang der Hafenanlagen mit dem Museumshafen und historischen Schiffen und durch die Gassen der hübschen Altstadt vermittelte einen ersten positiven Eindruck, der sich kurz darauf auf einem Rundgang in zwei Gruppen mit Stadtführern bestätigte. Enge Gassen, Kirchen, schöne alte Bürgerhäuser, originelle kleine Läden, Teestuben und Weinhandlungen mit langer Tradition, und herausragende Gebäude wie die barocke Stadtwaage, das historische Rathaus mit seinem Kaisersaal und Wandgemälden, das die Gruppe besichtigte, ergaben ein harmonisches geschlossenes Stadtbild.
Und, nur am Rande: Die Einwohnerinnen und Einwohner von Leer sind keine „Leerer“, sondern „Leeranerinnen und Leeraner“.
Ziel des Ausflugs am Freitag war Bad Zwischenahn im Ammerland, wo zunächst ein Besuch im „Park der Gärten“ auf dem Programm stand. Eine beeindruckende Gartenschau zeigte auf einer Fläche von 14 Hektar eine große Vielfalt von Themengärten und Sammlungen mit heimischen und exotischen Gewächsen. Rosengarten, Staudengarten, Mediterraner Garten, Japanischer Garten und viele andere mehr bieten auch jetzt im Herbst noch ihre reiche Blütenpracht. Sehenswert waren auch viele Mustergärten als Ideengeber für den heimischen Garten.
Nach diesem Naturerlebnis folgte eine Schifffahrt auf dem Zwischenahner Meer, einem der größten Seen Niedersachsens. Interessant vielleicht: auch hier eine sprachliche Besonderheit der Region. Die großen Seen heißen „Meer“ (wie z.B. auch das Steinhuder Meer), wogegen das Meer „die See“ ist (die Nordsee eben). Bei einem heißen Kaffee oder Tee (Ostfriesland ist bekanntermaßen Teeland!) konnte man die Fahrt mit Blick auf die das windige Wetter nutzenden Surfer und die Ufer mit den weißen Gebäuden der Stadt entspannt genießen. Ein kleiner Rundgang durch Bad Zwischenahn schloss sich an und schon bald brachte Jürgen die Reisenden wieder zum Hotel, wo am Abend ein Buffet angesagt war.
Letzter Höhepunkt der Reise war am Samstag die Fahrt an die Nordseeküste nach Norddeich, von wo die Fähre nach Norderney übersetzte, der zweitgrößten der Ostfriesischen Inseln. Hier bot sich die Gelegenheit, das Städtchen je nach eigenen Vorlieben kennenzulernen, sei es durch einen Spaziergang durch die von zahlreichen
Urlaubern belebten Einkaufstraßen oder das Kurviertel mit dem Ensemble aus Kurhaus, Kurtheater und anderen touristischen Einrichtungen, am Strand entlang zu promenieren oder auch zu einem Kaffee oder einem kleinen Imbiss einzukehren.
Am Nachmittag stand dann eine geführte Bus-Rundfahrt über die ganze Insel und die weite beeindruckende, kaum bewohnte und nur mit wenigen Gebäuden wie dem Leuchtturm oder der Golfanlage bebaute Dünenlandschaft an. Mit viel Detailwissen brachte der einheimische Fahrer und Führer seine Insel, ihre Besonderheiten und ihre Geschichte den Mitfahrern näher. Interessant waren beispielsweise auch die Ausführungen über das Watt zwischen Insel und Festland, das Wechselspiel der Gezeiten Ebbe und Flut, oder die früheren Versuche, hier durch Trockenlegung neues Land zu gewinnen. Und schon bald war es wieder Zeit, zur Fähre und zur Rückfahrt nach Norddeich und zum Hotel und zum letzten Abendessen aufzubrechen.
Am Sonntag war Heimreisetag. Bei viel Verkehr und mit etlichen Staus und Umwegen – sogar durch die Essener Innenstadt – brachte Jürgen seine Passagiere wohlbehalten nach Hause. Es bleibt nur noch „Danke“ zu sagen an alle, die zum Gelingen dieser schönen und interessanten Reise beigetragen haben.
Bericht geschrieben von Adolf Wörner