OGV Rundreise durch den Norden Polens 2019

OGV-Rundreise durch den Norden Polens

(Adolf Wörner) Polen, unser östliches Nachbarland, ist für viele immer noch ziemlich unbekannt. Dabei ist das Land gerade im Norden mit seinen weiten, großenteils noch naturnahen, Landschaften mit dichten Wäldern, zahllosen Seen und alten kulturreichen Städten ein durchaus lohnendes Reiseziel.

Und deshalb entschied sich auch der Obst- und Gartenverein  Arheilgen, seine diesjährige Vereinsreise vom 28. Mai bis zum 5. Juni 2019 nach Nordpolen mit den Höhepunkten Stettin, Danzig und Masuren zu unternehmen.

Der STEWA-Bus mit dem bewährten Fahrer- und Bistroteam Klaus und Christine Sippel, das schon oft mit dem OGV auf Reisen war, startete Dienstagmorgen um 7:00 Uhr am „Löwen“.

Beim bequemen Frühstück im Bordbistro ging die Fahrt über Thüringen, Leipzig, Berlin Richtung Nordosten und gegen 17 Uhr war die deutsch-polnische Grenze und kurz darauf Stettin/Szczecin, die alte Hauptstadt Pommerns, erreicht. Gleich nach dem Einchecken im Hotel stieß der Reiseführer, Herr Jacek, zur Reisegruppe, die er während der gesamten Fahrt mit seinem Wissen über Land und Leute und dessen Geschichte und Gegenwart kompetent begleitete. Seine erste „Amtshandlung“ war ein Gang zur nächsten Geldwechselstube – Polen hat noch keinen Euro – .

Nachdem am Mittwochmorgen Audio-Guides für die kommenden Führungen und Besichtigungen ausgegeben waren, ging es zunächst mit dem Bus in den historischen Teil der traditionsreichen Hanse- und Hafenstadt. Vorbei an der berühmten Hakenterrasse an der Oder und weiteren repräsentativen Großbauten aus dem 19. Jahrhundert (Museen, Verwaltungsbauten ec.). Dann weiter zu Fuß zum ehem. Schloss der pommerschen Herzöge, einem Komplex von Gebäuden aus verschiedenen Bauepochen, besonders der Renaissance; zum Alten Rathaus mit einer gotischen  und einer barocken Fassade: zur gotischen Jakobskathedrale, prächtigen Palais und Bürgerhäusern. Interessant aber auch der supermoderne Bau der Philharmonie von 2012.

Jetzt begann die lange Fahrt  nach dem nächsten Tagesziel, der alten Hansestadt Danzig/Gdansk. Vorbei an Städten wie Köslin oder Stolp, besonders aber durch viele kleine Dörfer. Durch weites, dünn besiedeltes Land, Wälder, Wiesen, zahllosen Storchennestern, viele mit Jungtieren. Bei der Annäherung an den Großraum Danzig wurden der Verkehr und die Besiedlung dichter. Die erste größere Stadt war Gdingen/Gdynia, eine Hafen- und Industriestadt, die mit dem Ostseebad Zoppot/Sopot als sogenannte Dreistadt eine Verwaltungseinheit mit Danzig bildet. In Sopot war Gelegenheit zu einem Spaziergang am breiten Sandstrand und auf der Mole, mit 512 Metern dem längsten Holzsteg Europas. Weiter durch die äußeren Stadtviertel mit moderner Bebauung, Plattenbauten, Gewerbegebieten zum Hotel Mercure am Rande der Altstadt.

Der Donnerstag begann gleich mit einem geführtem Besichtigungsgang durch die Altstadt, die nach der Zerstörung im Krieg durch weitgehend detailgetreuen Wiederaufbau oder Rekonstruktionen wieder erstanden ist. Zahllose historische Bauten, Kirchen, Patrizierhäuser, Speicherbauten etc. bilden ein beeindruckendes architektonisches Ensemble und zeugen von der ehemaligen Bedeutung und dem Wohlstand der Stadt. Der Weg führte zu den Hauptsehenswürdigkeiten wie dem Krantor, dem Wahrzeichen der Stadt, der Langgasse mit prächtigen Fassaden der Bürgerhäuser, dem Artushof, dem Neptunbrunnen, der backsteingotischen Marienkirche mit ihren Kunstschätzen, dem Zeughaus, den Stadttoren und vielem anderen. Eine wunderbare, beeindruckende Stadt!

Am Freitag stand wieder eine Busfahrt, diesmal mit dem Ziel Malbork/Marienburg auf dem Programm. Die Route führte über die Weichsel, dem längsten und breitesten Fluss Polens, der allerdings, Reiseführer Jacek zufolge, sehr flach, daher nicht schiffbar ist und oft für Überschwemmungen sorgt. An der Nogat, einem Mündungsarm der Weichsel in die Ostsee, liegt weithin sichtbar, die berühmte Marienburg, ganz aus rotem Backstein erbaut, einer der größten Burganlagen überhaupt. Hier hatten im 13./14. Jahrhundert der Deutsche Ritterorden und die Ordens-Hochmeister ihren Sitz. Mit einer lokalen Führerin wurde die weitläufige Anlage mit ihren zahlreichen Gebäuden und Räumen besichtigt.

Der Nachmittag war einer anderen Sehenswürdigkeit, diesmal als Kontrastprogramm einer technischen, vorbehalten, dem Oberländischen Kanal. Erbaut Mitte des 19. Jahrhunderts, um verschiedene Wasserwege für den Warentransport zu verbinden. Da ein Höhenunterschied von ca. 100 Metern zu überwinden war, löste man das Problem durch den Bau einer Anlage von fünf sogenannten Rolllbergen, auf denen die Schiffe streckenweise auf flachen Transportwagen über Schienen – quasi über Land – gezogen wurden. Mit einem Ausflugsschiff begab sich die Reisegruppe auf die interessante und vergnügliche Fahrt, bei der das berühmte Danziger Goldwasser nicht fehlte und für noch mehr Vergnügen sorgte. Der Tag klang bei einem guten Abendessen mit Musik und Tänzen einer kaschubischen Volkstanzgruppe aus.

Der Samstag führte in die Wojwodschaft Ermland und Masuren. In Allenstein/Olsztyn waren einige historische Denkmäler zu besichtigen, wie das Schloss des Domkapitels mit seinem großen Innenhof, das Denkmal des Astronomen Nikolaus Kopernikus, die Jakobikirche und der Marktplatz mit einigen schönen Bürgerhäusern.

Interessant war nach der Weiterfahrt am Nachmittag der Besuch eines alten ostpreußischen Herrenhauses, stilvoll mit Kaffee, Kuchen und Klavierbegleitung. Die polnische Gastgeberin, die das Haus nach dem Krieg erworben und mit viel Engagement mit alten Möbeln und Hausrat ausgestattet hatte, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Erinnerung an die alte Zeit und die früheren Bewohner wach zu halten. Die Tagesfahrt endete in Nikolaiken, einem kleinen beliebten Ferienort und ein Zentrum des Wassersports, malerisch an zwei Seen gelegen, wo auch übernachtet wurde.

Der Ausflug am Sonntag durch die schöne, sanfthügelige masurische Landschaft mit ihren alten Alleen, dichten Wäldern, Wiesen und Seen führte nach Heiligelinde/Swieta Lipka, einem Wallfahrtsort mit einer prachtvollen barocken Kirche, wo die Gruppe an einem kurzen Orgelkonzert teilnahm. Die Besonderheit des Gotteshauses ist die imposante Orgel mit ihren Engelsfiguren, die sich mit ihren Instrumenten zur Musik bewegen.

Am Nachmittag, wieder in Nikolaiken, stand eine Schifffahrt auf dem Spirdingsee an. Bei schönstem Wetter, das überhaupt während der gesamten Reise mitspielte.

Der Montag begann mit einem kleinen Rundgang durch Nikolaiken, bevor der Bus in die Johannisburger Heide, einem großen Waldgebiet fuhr, wo schon Pferdewagen bereitstanden, um die Arheilger nach Krutyn zu bringen. Dort folgte eine Bootsfahrt auf dem Flüsschen Krutyna, einem naturbelassenen Gewässer mitten im Wald, mit klarem Wasser und weitgehend unberührter Tier- und Pflanzenwelt.

Nach der letzten Übernachtung in Nikolaiken begann am Dienstag schon langsam die Fahrt in Richtung Westen. Ziel war die schöne Stadt Thorn an der Weichsel, die sich mit ihrer Altstadt ihr mittelalterliches Stadtbild erhalten konnte. Die Stadtbesichtigung führte zu den zahlreichen Sehenswürdigkeiten wie die Stadtbefestigung mit dem Schiefen Turm, den backsteingotischen Speichern, dem Geburtshaus des Astronomen Nikolaus Kopernikus, dem eindrucksvollen großen Altmarkt mit dem Rathaus und der Marienkirche.

Danach fand die letzte Übernachtung in einem Hotel am Rande der Altstadt  statt.

Und am Mittwoch war Heimreisetag. Nach langer Fahrt durch das jetzt brettebene polnische Land, vorbei an Posen, ging es Richtung Grenze bei Frankfurt an der Oder und zügig wieder über  Berlin und Leipzig . Wohlbehalten kamen die Reisenden gegen 22 Uhr in Arheilgen an. Eine schöne und interessante Reise war nach ca. 3.200 Kilometern zu Ende.