Urlaubsparadies Flämische Region – Belgien

(uh) In diesem Jahr führte die erste Reise des Obst- und Gartenbauverein Arheilgen mit Müller-Riedstadt nach Flandern im Norden von Belgien. Erfreulicherweise waren sogar einige der Reisenden das erste Mal dabei. In gewohnter Weise wurden die 60 Businsassen nicht nur mit „Mädchenwasser“ (=stilles Wasser) versorgt. Dieses Mal war kompetente Frauenpower angesagt: Entweder „Doppel D“: Busfahrerin Doris Schaffner und vom OGV Doris Petry oder „DB“: Busfahrerin Doris mit Reiseleiterin Brigitte. Das Hotel IBIS bzw. Novotel im Centrum von Brugge (dt. Brügge) war etwas gewöhnungsbedürftig. Mit dem reichhaltigen Frühstücksbuffet (wenn da nur nicht die modernen, aber viel zu langsamen Kaffeeautomaten wären) und dem extra für die Gruppe zubereiteten Abendessen waren aber alle meist zufrieden. Wer wollte setzte sich allabendlich noch gemütlich zu einem Schwätzchen zusammen.

Was aber haben die Reiselustigen in den fünf Tagen so alles erlebt? Am Anreisetag führten gleich drei Guides die geteilte Gruppe durch das zum UNESCO Weltkulturerbe zählende Brugge mit seinen Grachten, zahlreichen historischen Bauwerken, dem beeindruckenden Grote Markt, einer im 14. Jahrhundert aus Barmherzigkeit gebauten Wohnsiedlung, dem Beginenhof für alleinstehende Frauen und vielem mehr. Hörte man lautes Rufen, musste man sich schnell vor den flotten Pferdekutschen in Sicherheit bringen.

Am nächsten Tag stand ein Besuch der Hafenstadt Gent auf dem Programm. Dort erhob sich als mittlerer Turm der berühmten Genter Dreiturmreihe der „Belfried“ mit 95 m imposant in die Höhe. Sehenswert war auch die Burg Gravensteen, eine der größten Wasserburgen Europas. Nach einem Spaziergang durch die faszinierende Geschichte des mittelalterlichen Gent mit seinen historischen Gebäuden konnte sich die Gruppe bei einer Bootsrundfahrt durch die Kanäle der Stadt ein wenig ausruhen. Am dritten Tag führte in Westflandern die Fahrt zur Stadt Ieper (dt. Ypern) vorbei an vielen bedeutenden Orten des 1. Weltkrieges, allen voran der Commonwealth-Friedhof. Durch den „Menenpoort“, ein Ehrenmal zum Gedenken an die gefallenen Soldaten, gelangte man in die historische Altstadt. Besonders beeindruckend waren dort die einst berühmten Tuchhallen, die gotischen Kirchen sowie die einzigartige englische „St. George’s Memorial Church.“ Zudem hingen Vorort überall Kränze aus kräftig rotem, künstlichem Mohn, der hier als „Blume der Erinnerung“ gilt. Die oberirdischen Kriegsbunker nutzen die Landwirte heute als Schafställe. Einen ganz besonderen Eindruck hinterließ „Unsere Liebe Frau“, eine moderne Kirche des Lichts, deren Form an eine Düne mit einer Welle erinnern soll.

Auf dem Rückweg entlang der Küste mit ihren riesigen Wohnblöcken, die fast ausschließlich als Feriendomizile dienen, konnte man wenigstens in Ostende bei kalten Briesen einen kurzen Blick aufs Meer werfen. Leider musste am vierten Tag der Besuch von Brussel (dt. Brüssel), nach einem kurzen Aufenthalt am weltberühmten Atomium, abgebrochen werden. Ausgebremst von einem wahnsinnigen Stadtverkehrsstau ohne Aussicht auf baldiges Ankommen und von Doris S. als „größte Autoschau der Welt“ bezeichnet, gab es für den Bus einfach kein Vorwärtskommen. Beim Vorbeifahren sah man aber wenigstens die Gebäude der Expo 1958, das königliche Schloss mit seinem riesigen Park, die Tauf- bzw. Grabstätten der Könige, die schwarzen Hochhäuser des Brüsseler „World Trade Centers“ sowie den einstigen botanischen Garten. Letztes Ziel an diesem Tag war Antwerpen mit dem zweitgrößten Hafen Europas und einem weitgehend erhaltenen historischen Stadtkern. Die Stadt gilt weltweit als wichtiges Zentrum für den Diamanthandel. Zu den schönsten Sehenswürdigkeiten gehört neben dem Rubenshaus auch der geschichtsträchtige Grote Markt mit dem Stadthuis, dem Brabobrunnen sowie den prächtigen Gebäuden reicher Kaufleute bzw. einiger Zünfte. In einem dieser Gebäude befand sich einst die für den Handel wichtige Stadtwaage. Ein weiteres Meisterwerk gotischer Architektur war die Liebfrauenkathedrale, deren einzigartiger Turm zum UNESCO Weltkulturerbe zählt. Am Abend war man ganz erschlagen von den vielen neuen Eindrücken der vergangenen Tage. Leider können hier nur ein paar dieser Eindrücke schriftlich festgehalten werden. Dazu zählt auch, dass das Oberhaupt der parlamentarischen Erbmonarchie verfassungsgemäß der König der Belgier und nicht von Belgien ist. Es gibt drei Amtssprachen: flämisch-niederländisch, französisch und sogar deutsch. Die einzigen Hügel in dieser recht flachen Landschaft mit den vielen Windrädern sind die Auffahrten zu den Autobahnen sowie die Stadtwälle rund um Brugge mit heute nur noch vier alten Windmühlen. Die örtlichen Anbaugebiete beliefern halb Europa mit Gemüse und die Rinderrasse „Belgier Blue“ erinnert durch einen Gendefekt mit ihrem Hinterteil eher an Schweine.

Am Ende bewertete Vereinsvorsitzende Ingrid Zitzmann dieses schöne Event, angelehnt an „Let’s dance“, mit der vollen Punktzahl: Zunächst erhielt Doris Schaffner 10 Punkte für ihre hervorragende Fahrleistung. Weitere 10 Punkte gab’s dann für die Mitreisenden für ihre bemerkenswerte Disziplin, Zuverlässigkeit und Flexibilität. Doris Petry und Else Hundsdorf, die leider immer noch nicht wieder mitfahren kann, erhielten sogar eine 10+ für diesen gelungenen Kurztrip. Das macht doch Lust auf mehr, oder?