Veredelung von Obstgehölzen

Im hauseigenen Garten steht z. B. ein Apfelbaum, dessen Früchte genau nach dem Geschmack seiner Besitzer sind. Gerne würde man ein weiteres Obstgehölz mit identischen Früchten besitzen. Dank der Veredelung ist dies kein Problem. Herr Frank Wetzel von der gleichnamigen Biobaumschule in Dossenheim hat es sich zur Aufgabe gemacht, besonders alte Obstsorten zu kultivieren. Im Rahmen eines hochinteressanten Vortrages beim Obst- und Gartenbauverein Arheilgen erklärte er als Referent des Abends zunächst den Sinn und Zweck einer Veredelung. Hierfür benötigt man einen gesunden Zweig des gewünschten Obstgehölzes (muss genau 1jährig sein), den sog. Reiser, und eine 2jährige Unterlage, ein Zweig, der bereits Wurzeln gezogen hat (einen sog. MM 106, generell in einer Baumschule besorgen). Des Weiteren sollten eine Gartenschere, ein scharfes Messer, „Buddy Tape“ (Gewebeband) und eine kleine Tube Baumwachs bereit liegen. Herr Wetzel zeigte nach der theoretischen Unterweisung den Anwesenden wie eine Veredelung praktisch ausgeführt wird. Es stellte sich heraus, dass die Handhabung gar nicht so schwierig ist. Reiser und Unterlage müssen den gleichen Umfang haben, denn die schräg verlaufenen Schnittstellen (Unterlage in der Mitte ein sog. „Auge“ und auf der anderen Seite eine Schnittstelle mit einer Kerbe sowie der Reiser mit 5-7 Augen und der spiegelbildlichen Schnittstelle) sollten am Ende genau aufeinander gesteckt und mit „Buddy Tape“ fixiert werden, damit sie innerhalb von 5 Tagen anwachsen können. Die so entstandene Veredelung der Apfelsorte „Gloster“ erhält im Vereinsgarten einen Ehrenplatz, wo sie dann hoffentlich gut anwächst und später als Baum reichhaltig Früchte trägt. Wichtig ist, dass die Pflanzstelle nicht in der prallen Sonne liegt und keinem Ostwind ausgesetzt ist. Idealerweise stellt man eine „Pseudoastgabel“ daneben, damit sich die Vögel nicht auf die obige Schnittstelle setzen, die mit Baumwachs verschlossen wurde. Bis März sollte die Veredelung angewachsen sein. Das „Buddy Tape“ wird dann im Juni wieder entfernt. Immer im September die Seitenknospen so oft wegschneiden bis die gewünschte Kronenhöhe erreicht ist und das so entstandene Obstgehölz für reichlich Ertrag sorgt. Auch Rosen können durch Okulation veredelt werden. Dies wird Herr Wetzel gerne bei einem Vortrag des Obst- und Gartenbauverein Arheilgen im nächsten Jahr allen Rosenliebhabern vorstellen. Der Termin wird 2021 rechtzeitig bekannt gegeben.